Sternenkinder – Das sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben. Am Memminger Waldfriedhof gibt es eine kleine Grabstätte für Sternenkinder, die unter dem Hinweis „Weißer Engel“ zu finden ist und vor einigen Jahrzehnten gegründet wurde. Jetzt soll das in die Jahre gekommene Grab durch eine neue Ruhestätte ersetzt werden. Allerdings sind dafür viele Spenden notwendig.
Auf den ersten Blick ist das Sternenkinder-Grab am Memminger Waldfriedhof nicht als solches zu erkennen. Der Grabstein vor einem rundangelegten, kleinen Blumenbeet zeigt einen weißen Engel mit einem Kind im Arm. Der darunter angebrachte Schriftzug hat mit den verstorbenen Kindern, die hier beerdigt sind, allerdings nichts zu tun.
„Als das Sternenkinder-Grab vor rund 30 Jahren gegründet wurde, war das eine Errungenschaft, denn zuvor wurden diese Kinder nicht bestattet“, erinnert sich der leitende Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Memmingen, Dr. Ralf Pallacks. „Damals hat man aus Kostengründen eine bereits bestehende Grabstätte übernommen.“
Jetzt soll das Grab durch eine neue Ruhestätte ersetzt werden: „Wir wünschen uns einen würdevollen Abschiedsort für betroffene Familien“, betonen Pallacks und sein Gynäkologie-Kollege Dr. Maximilian Hütter. „Denn für betroffene Familien ist es wichtig, dass sie auf eine gute Weise Abschied nehmen können.“
Auch die Leiterin der Memminger Schwangerenberatungsstelle Donum Vitae, Stephanie Weißfloch, sieht Handlungsbedarf: „Die Sternenkinder sind mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Die Trauer hat sich verändert. Deswegen brauchen diese Kinder ein zeitgemäßes Grab.“
Eine Arbeitsgruppe – bestehend unter anderem aus Vertreterinnen und Vertretern von Klinikum Memmingen, Donum Vitae, Kirchengemeinden, Hebammen, dem Bestattungsunternehmen Allgäu Bestatter sowie betroffenen Familien – hat sich der Sache angenommen. Die Pläne für die neue Grabstätte hat die Aitracher Bildhauerin Lioba Abrell entworfen, die schon mehrere Sternenkinder-Gräber gestaltet hat.
Der Grabentwurf zeigt auf einer rund 50 Quadratmeter großen Fläche verschiedengroße Stelen aus Muschelkalk und Cortenstahl, Sitzbänke zum Verweilen, Laternen und eine steinerne Murmelbahn zum Spielen für Geschwisterkinder.
Rund 30.000 Euro soll die neue Grabstätte kosten. Der Betrag muss ausschließlich über Spenden finanzieren werden, da es hierfür keine offiziellen Gelder gibt.
„Die Stadt Memmingen stellt die benötigte Fläche zur Verfügung und übernimmt unentgeltlich den Bau der Anlage“, so die städtische Pressesprecherin Manuela Frieß.
„Im Zuge der Graberneuerung planen wir auch die Schaffung eines Netzwerks und einer speziellen Nachsorge für verwaiste Familien“, erklären Oberarzt André Gatti und Palliativ-Fachkraft Sonja Schalk von der Memminger Kinderklinik.
Um die Pläne für die neue Grabstätte sowie weitere Projekte vorzustellen, trafen sich Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgruppe mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag und ehemaligen Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek. Er versprach, finanzielle Möglichkeiten für die Projekte der Arbeitsgruppe zu prüfen und bedankte sich „im Namen aller betroffenen Familien herzlichst für das große Engagement“.
Um Spendengelder sammeln zu können, wird die Arbeitsgruppe in naher Zukunft einen Verein unter dem Namen „Sternenkinder Memmingen“ gründen. Wer Interesse hat, den zukünftigen Verein personell oder finanziell zu unterstützen, kann sich an Sonja Schalk wenden unter folgender E-Mail-Adresse: sonja.schalk(at)klinikum-memmingen.de
Zur Erklärung: Am Memminger Waldfriedhof werden viermal im Jahr bei einer Sammelbestattung die totgeborenen Kinder, die weniger als 500 Gramm wiegen, zur Ruhe gebettet. Diese Gedenkfeiern werden von der Memminger Schwangerenberatungsstelle Donum Vitae und der Klinikseelsorge am Klinikum Memmingen organisiert und begleitet.